24.09.2009 - Alaska 2009
Do you want white Cristal? Fragt uns ein abgedrehter Junkie morgens um halb Zehn. Francis Schwery, der so genannte „Fränci“, Andreas Steindl alias „Andy“ und meine Wenigkeit Samuel Anthamatten, sind in Anchorage gelandet. Die Stadt mit der zweithöchsten Kriminalitätsrate in den Staaten spricht ganz für sich. Vier ganze Tage müssen wir hier ausharren, unser Proviant einkaufen und noch ein paar Campingstühle organisieren. Wir warten nur noch auf Simon, der in  Chamonix hoffentlich den goldenen Pickel eingesackt hat. Pup's hätte es hier oben im Norden genug, doch sind Zwei der drei Zermatter noch nicht genug alt um nur schon einen Fuss in eine solches zu setzen.
Am 27.April landet Simon in Anchorage. Am gleichen Tag fahren wir zusammen nach Talkeetna. Nach der Anmeldung bei den Rangern und der erledigten Administration  geht’s ab ins ewige Eis.

Unser eigentliches Ziel am Mount Dickey eine neue Linie zu eröffnen verflog schnell mal. Da die Verhältnisse in diesem Jahr eher trocken waren und daher zu wenig Eis vorhanden war. Wir entschieden uns ins Kahiltna Base Camp zu fliegen, welches der Ausgangspunkt für den Denali (Mount McKinley) ist und zugleich am Fusse des Mount Hunter liegt.

Am ersten Tag sind wir gleich „volle Kanne“ zum Micro Moonflower gestiegen. Eine komplette Besteigung fiel aus, da wir zwanzig Meter unter der überhängenden Gipfelwächte Muffensausen bekamen. Am nächsten Tag traf uns das Jetlag, unmöglich, 11 Seillängen Steileis und ich fühl mich wie gekaut und ausgespuckt. Fräncis Fazit über die Berge der Alaska Range: „Das sind kei Bärga, beeschi Tiifla!“

Diese mit Eis und Schnee bedeckten Granitspitzen haben eine noch viel grössere Dimension als die unserer Alpen. Wir brauchen eine gute Taktik, wenn wir hier Bäume ausreissen wollen.
Nach einer guten Rast und ein wenig abspecken der Hardwear, überschreiten Fränci und Andy den Mount Francis, während Simon und ich zum Mount Hunter aufsteigen. Dieser 4442m hohe Berg ist der dritthöchste der Alaskarange. Unser Ziel ist es die Nordseite über die Moonflowerroute (AK Grade 6, 5.8, A2, M5, AI 6) zu besteigen. 1300m Granit mit dünnen Eisglasuren und steil vereisten Kaminen, erschweren unsern Gipfelerfolg.
Die Route steckt voller Überraschungen, in der 25. Seillänge treffen wir ganz unerwartet auf Schmelzwasser. Wir füllen unsere Flaschen auf 4000m mit fliessendem Wasser. In der gegenüberliegenden Flanke donnern Eislawinen im 10 Minutentakt auf den Kahiltnagletscher.

Es ist schon 21.30 Uhr wir sind bereits 15 Stunden unterwegs. Im letzten Eisfeld schlüpfe ich in eine Randspalte und sichere Simon. Wir stellen unser Zelt in der Spalte auf. In der Nacht sinken die Temperaturen bis 20 Grad unter Null. Am darauf folgenden Tag erreichen wir den Gipfel. Der Abstieg über die Route erfolgte auf äusserst exponierten Abseilstellen. Nach 36 Stunden zurück im Camp, zaubert uns Fränci ein feines Steak auf den Teller.

Am Mount Hunter konnten wir noch eine Erstbegehung verbuchen. Unsere Linie führt über einen Seitensporn des Westgrates den Deathman Pillar. Die Kletterei führt durch Steile Eisrinnen und einen steilen Schneegrat. (WI 4+, M4+,AI 5) Die Schwierigkeiten liegen im oberen Teil der Route wo wir dem Grat folgten, welcher mit riesigen Schneepilzen gesät ist.

Nach diesen zwei äusserst anspruchsvollen Touren erreichte uns eine Schlechtwetterfront. Wir spannten unsere Zelte ab und errichteten Schneemauern zum Schutz vor dem Sturm. Nachts konnte man kaum ein Auge schliessen, der Wind war so stark, dass wir um unsere Zelte bangten. Tagsüber spielten wir mit unseren Nachbarn Poker.

Wir konnten noch ein paar sehr schöne Touren erleben, einmal als Andy, Simon und ich nach drei Tagen zurück ins Camp kamen überraschte uns Fränci. Es war sein


 
Geburtstag, hundemüde von den Strapazen legten wir uns schlafen. Am nächsten Tag um 9.30 Uhr landete ein Flugzeug von TAT auf dem Kahiltnaglacier. Fränci, der schon seit Tagen nicht mehr schlafen konnte war heilfroh, seine Bestellung ist eingetroffen: 1x Pizza Hawaii, 4x Kiste Bier, 1x Flasche Jim Beam, 1x Geburtstagstorte. Ich hätte noch 100 Dollar bezahlt um einen frischen grünen Apfel zu bekommen. Am selben Abend hatten wir nur noch eine halbe Kiste Bier und ein Drittel des Jim Beam übrig.

Simon und ich packten noch ein letztes Mal unsere Rucksäcke, wir hatten noch sechs Tage übrig, welche wir noch nutzen wollten. Der Wetterbericht war 50/50. Wir brachen auf in Richtung Cassin Ridge am Denali. Leider waren es die schlechteren 50 Prozent, für welche sich das Wetter entschied.

Zwei Tage später räumen wir nach 24 Tagen auf dem Kahiltnagletscher unsere Zelte zusammen und fliegen zurück in die Zivilisation.
Ich hatte noch nie soviel Freude an einem grünen Baum, jetzt zuerst mal duschen!

Photos « previous | next »